Ein akuter Reheschub ist das Horrorszenario für viele Pferdebesitzer. Tatsächlich ist die Hufrehe eine extrem schmerzhafte Krankheit für das Pferd. Bei der entzündlichen Erkrankung des Hufbeinträgers kommt es erst zur Hufbeinrotation und später zur Hufbeinsenkung.

In diesem Artikel erfährst du, wie du die Symptome von Hufrehe erkennen kannst und welche Möglichkeiten es gibt Hufrehe zu behandeln und vorzubeugen. Außerdem gehe ich am Ende dieses Artikels noch kurz auf die ganz ähnliche Huflederhautentzündung ein.
Die Symptome von Hufrehe
Eine Hufrehe zu erkennen, ist in der Regel nicht sonderlich schwierig. Jeder Pferdebesitzer, der in seinem Leben einmal einen schweren Reheschub bei einem Pferd gesehen hat, wird den Anblick nie wieder vergessen.
Tatsächlich handelt es sich bei der Hufrehe um eine extrem schmerzhafte Erkrankung, die großes Leid für das betroffene Pferd mit sich bringt.
Die Symptome einer Hufrehe, so kannst du sie erkennen:
- Sägebockartige Stellung der Vorderbeine.
- Extreme Bewegungsunlust.
- Stöhnen beim Versuch zu Laufen.
- Keine Futteraufnahme.
- Vermehrte Wärme der Vorderhufe.
- Pulsation der Zehenseitenarterie.
- Wackeliger Gang mit nach vorne gestreckten Vorderbeinen.
- Vermeiden von steinigem Untergrund.
- Viel Liegen.
Typisch für Pferde in einem akuten Reheschub ist es, dass sie die Vorderbeine weit nach vorne stellen und wie festgeklebt auf dem Boden stehen. Die Hinterbeine werden häufig weiter unter den Körper gestellt, um möglichst viel Gewicht von der vorderen Körperhälfte zu übernehmen.

Von Das Barhufteam Ruedi Bönzli – www.barhufteam.ch, CC BY-SA 3.0,
Wird das Pferd zum Gehen animiert, hebt es häufig den Kopf, um das Gewicht von den Vordergliedmaßen zu verlagern. In vielen Fällen scheint es auf den ersten Blick, als wären auch die Hintergliedmaßen betroffen. Dies sieht so aus, weil das Pferd beim Laufen versucht, möglichst viel Last mit den Hinterbeinen zu tragen.
In jedem Fall solltest du bei einem Verdacht auf einer Hufrehe deinen Tierarzt hinzuziehen. Es handelt sich hierbei immer um einen extrem schmerzhaften, medizinischen Notfall, der behandlungsbedürftig ist. Andere mögliche Lahmheitsursachen findest du in diesem Artikel.
Diagnose Hufrehe
Tierärzte stellen die Diagnose Hufrehe in den meisten Fällen schon anhand der auffälligen Symptome. Um die Situation genauer einschätzen zu können, bietet es sich an, bei einer Hufrehe Röntgenbilder anzufertigen. Dies muss nicht sofort geschehen. In vielen Fällen ist es sinnvoll, zuerst eine Schmerztherapie einzuleiten und ein paar Tage später, wenn sich der Patient etwas wohler auf den Beinen fühlt, Röntgenbilder zu machen.
Außerdem kann es sein, dass sich der Röntgenbefund während der ersten Tage des Reheschubs noch weiter entwickelt, sodass man am ersten Tag möglicherweise noch nicht das gesamte Ausmaß der Befunde einschätzen kann.
Wie erkennt man Hufrehe auf Röntgenbildern?
Klassische Röntgenbefunde bei einer Hufrehe sind die Hufbeinrotation und die Hufbeinsenkung.
Bei einer Hufrehe handelt es sich um eine Entzündung des sogenannten Hufbeinträgers. Dieser verankert das Hufbein (den Knochen im Huf) mit der Hornkapsel. Durch die Entzündung löst sich die Verankerung stückweise und das Hufbein kann im Huf absinken und wird gleichzeitig durch den Zug der tiefen Beugesehne nach hinten rotiert.
Es nicht nur sinnvoll, schwere Fälle von Hufrehe zu röntgen. Auch wenn Unklarheit besteht, ob eine Rehe vorliegt, sollte eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden.
Schleichende Hufrehe zu entdecken ist wichtig
Es gibt durchaus Fälle von schleichender Hufrehe, die nicht so offensichtlich verlaufen wie die meisten Reheerkrankungen. Diese zu entdecken, ist wichtig, um eine Behandlung einzuleiten und Schlimmeres zu verhindern.
Ursachen von Hufrehe
Während es mehrere Auslöser für Hufrehe gibt, ist es doch in den meisten Fällen der Komplex aus Übergewicht und Insulinresistenz, der auf einen akuten Auslöser, wie etwa die Fütterung von übermäßig viel frischem Gras zu Erkrankung führt.
Ursachen von Hufrehe
- Fütterungsfehler
- Übergewicht
- EMS (Equines Metabolisches Syndrom)
- Vergiftungen
- Belastungsrehe
- Morbus Cushing
Es ist durchaus möglich, dass eine Hufrehe durch ein einmaliges Ereignis ausgelöst wird. Ein Beispiel dafür wäre, wenn sich ein Pony über Nacht Zugang zur Futterkammer verschafft und den gesamten Futterwagen samt Hafer leert. In der Folge kann es im Darm zu einer Fehlgärung und aufgrund dessen zu einer Vergiftungsrehe kommen. Allerdings ist diese Art von Futterrehe weitaus seltener als chronische Fütterungsfehler.
Bei chronischen Fütterungsfehler handelt es sich im Grunde um die weit verbreitete Überfütterung der Pferde mit Futtermitteln, die einen hohen Anteil an Stärke und Zucker aufweisen. Auch das vor allem in Frühjahr im Gras enthaltene Fruktan steht im Verdacht, auslösend an der Entstehung von Hufrehe beteiligt zu sein.

Übergewicht und EMS
Bedingt durch die Überfütterung leiden viele Pferde an Übergewicht. Ein Zustand, der zu einer Veränderung der Stoffwechselprozesse im Körper. Es kommt zu einer Situation, die vergleichbar mit dem Diabetes des Menschen ist, man spricht dann von einem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS).
Betroffene Pferde weisen höhere Konzentrationen von Glucose und Insulin im Blut auf. Beides ist dafür bekannt, Hufrehe auszulösen.
Morbus Cushing
Das Cushing-Syndrom führt zu einer ähnlichen Entgleisung des Stoffwechsels wie das Equine Metabolische Syndrom und begünstigt auf diese Weise die Entstehung von Hufrehe. Zudem sind bei Cushing-Patienten auch die Kortisolwerte im Blut erhöht, was ein zusätzliches Risiko für eine Hufrehe darstellt.
Belastungsrehe
Eine Belastungsrehe tritt in der Regel einseitig auf. Typischerweise kommt es durch die Schonung der anderen Gliedmaße aufgrund einer Erkrankung (Fraktur, Hufabszess o.ä.) zu einer Überlastung des Hufbeinträgers und eine Rehe entwickelt sich.
Diese Form der Hufrehe ist vergleichsweise selten.
Hufrehe behandeln
Die Behandlung einer Hufrehe besteht aus drei Säulen, Schmerz– und Entzündungshemmung, orthopädische Maßnahmen zur Entlastung des Hufbeinträgers und Behandlung der zugrunde liegenden Ursache. Während die ersten beiden Punkte sofortige Wirksamkeit haben, ist die Behandlung der Grundursache in der Regel ein lebenslanger Prozess.
Bei den ersten Anzeichen einer Hufrehe solltest du einen Tierarzt hinzuziehen, der dann die Behandlung einleitet.
Hufrehe behandeln, erste Maßnahmen:
- Gabe von Entzündungshemmern.
- Orthopädische Entlastung des Hufbeinträgers.
- Rehegips
- Hufkissen
- Strahlpolster
- Reheverband
- Kühlen der Hufe mit Eis.
- Pferd auf Sand oder Torf stellen.
- Gabe von Heparin.
- Weitere Diagnostik, um die Grundursache zu bestimmen.
- Behandlung der Ursache.
- Ergänzend können auch Behandlungsmöglichkeiten wie Akupunktur in Erwägung gezogen werden.
Entzündungshemmende Therapie
Bei der Entzündungshemmenden Therapie handelt es sich um die Gabe eines der gängigen Schmerzmittel, die für das Pferd zugelassen sind. In der Regel sind dies Präparate mit den Wirkstoffen Meloxicam, Phenylbutazon oder Flunixin Meglumin, auch Firocoxib kann zum Einsatz kommen.
Der Sinn dieser Behandlung ist es, die Entzündung im Huf zu beruhigen und zum Stillstand zu bringen. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Schmerzhemmung. Hufrehepatienten leiden sehr große Schmerzen, die selbst durch die Gabe starker Schmerzmittel in vielen Fällen nicht gänzlich ausgeschaltet werden können.
Es ist wichtig, dass du dich an die Maßgabe deines Tierarztes bezüglich der Dosierung und der Länge der Behandlung hältst, um negative Auswirkungen auf die Gesundheit deines Pferdes zu vermeiden.
Orthopädische Entlastung des Hufbeinträgers
Unter der orthopädischen Entlastung des Hufbeinträgers versteht man die mechanische Höherstellung der Trachten. Der hintere Bereich des Hufes wird durch bestimmte Maßnahmen erhöht, sodass der Zug der tiefen Beugesehne nachlässt.
Zudem werden in der Regel Methoden angewendet, die zu einer Polsterung der Sohle führen. Auf diese Weise wird das Gewicht gleichmäßig auf den Sohlenbereich verteilt und der Hufbeinträger entlastet.
Zur Erreichung dieser Ziele gibt es unterschiedliche Maßnahmen. Ob im Einzelfall ein Rehegips, eine Hochstellung durch keilförmige Hufkissen oder Reheverbände zum Einsatz kommen, ist unerheblich. Entscheidend ist, dass eine Hochstellung der Trachten und eine Polsterung der Sohle erreicht werden.
Behandlung der Ursache von Hufrehe
Wie oben bereits erwähnt, ist ein großer Anteil der Reheschübe auf Fütterungsfehler und daraus resultierendes Übergewicht zurückzuführen. In vielen Fällen ist auch eine chronische Veränderung des Stoffwechsels, das sogenannte Equine Metabolische Syndrom (EMS) beteiligt.
Die Behandlung von Übergewicht ist theoretisch einfach, stellt allerdings in der Praxis eine gewisse Herausforderung dar. Folgende Dingen sollten bei der Fütterung von Pferden mit Hufrehe beachtet werden:
- Es gibt kein bestimmtes Futter für Hufrehe. Der Schlüssel ist, weniger zu füttern und so die Energieaufnahme zu senken.
- Frisches Gras und lange Weidezeiten sollten vermieden werden.
- Auf Kraftfutter sollte generell verzichtet werden. Dies gilt auch für Zusatzfutter mit einem hohen Stärkeanteil.
- Für Ponys ist es in der Regel ausreichend Heu zu fressen. Dieses sollte eine gute Qualität aufweisen, aber nicht zu energiereich sein. Der zweite Schnitt des Jahres eignet sich also für diesen Zweck am besten.
- Weitere Futtermittel, auf die bei einem Pferd mit Hufrehe verzichtet werden sollten sind: Karotten, Bananen, Obst im allgemeinen, Brot, Kraftfutter, Müsli, Brot, Melasse haltige Futtermittel und alles andere, was einen hohen Gehalt an Stärke aufweist.
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Cushing-Syndrom beim Pferd
Wie schon erwähnt, sollte bei einem Verdacht auf das Vorliegen eins Cushing-Syndroms ein entsprechender Bluttest durchgeführt werden. Morbus Cushing kann beim Pferd die Entstehung einer Hufrehe begünstigen.
Typische Symptome, um Cushing beim Pferd zu erkennen, sind:
- Langes Haarkleid mit häufig lockigem Fell (Hirsutismus).
- Verlust von Muskelmasse, v.a. am Rücken.
- Großer, hängender Bauch aufgrund der Muskelschwundes.
- Hufrehe
- Infektanfälligkeit
- Schlechtere Wundheilung.
- Vermehrtes Trinken.
- Vermehrter Urinabsatz.
- Gewichtsabnahme.
- Keine Lust zur Arbeit und Bewegung.

Von Abujoy – Own work, CC BY 3.0
Hufrehe vorbeugen
Man kann der Entstehung einer Hufrehe vorbeugen, indem man versucht den oben besprochenen Auslösern möglichst gut aus dem Weg zu gehen. Konkret heißt das Folgendes:
Maßnahmen, um Hufrehe vorzubeugen:
- Übergewicht vermeiden.
- Übermäßige Fütterung von stärkehaltigen Futtermitteln vermeiden.
- Langsam Anweiden.
- Insbesondere Ponys maßvoll auf die Weide lassen, besonders zu Zeiten, wenn die Weiden sehr energiereich sind.
- Fütterung von Kraftfutter der Arbeitsleistung anpassen. (Ponys benötigen in der Regel kein Kraftfutter).
- Kraftfutter für Pferde unzugänglich lagern.
- Bei Verdacht frühzeitig auf Morbus Cushing testen.
- Bei Verletzungen der anderen Vordergliedmaße auf optimale Schmerzbehandlung und weichen Untergrund achten.
- Der ESTELLA Blutzuckersaft* soll regulierend auf den Stoffwechsel von Pferden mit Cushing und EMS einwirken.
Bei Pferden, die in ihrem Leben bereits einen Reheschub hatten, sollten diese Maßnahmen mit doppelter Gewissenhaftigkeit eingehalten werden. Besonders der Weidegang sollte dann, wenn überhaupt nur extrem begrenzt stattfinden.
Könnte es auch eine Huflederhautentzündung sein?
Eine Huflederhautentzündung hat beim Pferd Symptome, die einer Hufrehe sehr ähnlich sein können. Aus diesem Grund können die beiden Erkrankungen auch miteinander verwechselt werden.
Symptome einer Huflederhautentzündung beim Pferd:
- Lahmheit
- Pulsation der Zehenseitenarterie.
- betroffener Huf ist etwas wärmer.
- Schmerzen bei der Untersuchung mit der Hufzange.
- Meist einseitig.
Der große Unterschied zur Rehe ist, dass eine Huflederhautentzündung in den meisten Fällen einseitig auftritt. Hierdurch kommt auch die klassische sägebockartige Haltung des Pferdes bei der Huflederhautentzündung nicht vor.
Behandlung einer Huflederhautentzündung
In der Regel werden bei einer Huflederhautentzündung Schmerzmittel verabreicht und ein polsternder Verband angelegt. In manchen Fällen bietet es sich auch an, diesen Verband feucht zu halten, besonders dann, wenn der Verdacht eines Hufgeschwürs im Raum steht.
Wie lange darf ein Pferd mit Huflederhautentzündung nicht bewegt werden?
Die Frage, wie lange es dauert, bis dein Pferd eine Huflederhautentzündung vollständig kuriert hat, ist ein bisschen vom Einzelfall abhängig. Die meisten Fälle sollten allerdings innerhalb von 7 bis 14 Tage wieder abgeklungen sein. Es ist eine gute Idee, dich kurz mit deinem Tierarzt zu besprechen, wann du dein Pferd nach einer Huflederhautentzündung wieder bewegen darfst.