Fast jeder kennt das Tai-Ji Symbol, welches die Beziehung von Yin und Yang darstellt. Die beiden Erscheinungen Yin und Yang sind zwei konträre, aber komplementäre Kräfte. Sie spielen in der chinesischen Philosophie und Kultur eine zentrale Rolle. Yin steht für Dunkelheit, Weiblichkeit, Ruhe und Kälte, während Yang für Helligkeit, Männlichkeit, Bewegung und Wärme steht.

In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf die Kräfte Yin und Yang werfen. Dabei schauen wir uns auch an, wie wichtig das Gleichgewicht beider für die Gesundheit ist.
Das Wesen von Yin und Yang: Eine klare Definition der zentralen Konzepte der chinesischen Philosophie
Im Tai-Ji Symbol steht der schwarze Anteil für das Yin. Es ist dunkel, kühl, feucht und hat Substanz. Auch wird es in der TCM als nährend und weiblich beschrieben, während es passiv und schwer ist, Nährstoffe sammelt und nach unten sinkt.
Das Yang hingegen ist hell, luftig und kann als Energie verstanden werden. Es hat männliche Eigenschaften, ist wärmend, aufsteigend, trocken und beweglich. Das Yang reagiert mit dem Yin und zusammen und formt mit ihm das Qi, die Lebensenergie.
Alles im Leben hat eine Yin-Seite und eine Yang-Seite, zusammen bilden sie das Ganze und nur zusammen können sie existieren. Für eine harmonische Funktion müssen beide Kräfte in ausgewogenem Maße vorhanden sein.
Yin und Yang im Körper
Wie alle anderen Aspekte im Leben beeinflusst das Konzept von Yin und Yang auch den Körper. So ist der obere und rückenseitige Teil des Körpers eher Yang, während die untere Körperhälfte und der Bauch eher als Yin betrachtet wird.
Die Innenseiten der Gliedmaßen sind Yin, während die Außenseiten Yang sind.
Die Organe werden ganz klar in Yin und Yang-Organe unterteilt, wobei die Yin-Organe, die weiter oben im Körper angesiedelt sind, als mehr Yang angesehen werden, als solche, die tiefer im Körper liegen.
Yin-Organe sind typischerweise solide, sie haben speichernde Funktionen, nähren den Körper und versorgen ihn mit Flüssigkeiten. Yang-Organe hingegen sind in der Regel Hohlorgane und haben vorrangig transportierende Eigenschaften, ihre Hauptaufgabe ist also die Bewegung.
Yin Organ sind: Lunge, Milz, Leber, Herz, Perikard und Niere
Yang Organe sind: Dickdarm, Magen, Gallenblase, Dünndarm, Dreifach-Erwärmer und Harnblase
Die Aufgaben der Organe in der TCM weichen etwas von den Organfunktionen ab, die wir in der westlichen Medizin kennen. In diesem Artikel über die Zang-Fu Organe erfährst Du mehr darüber.
Yin und Yang Meridiane
Genau wie den Organen sind auch die Meridiane jeweils entweder Yin oder Yang. Je nachdem, ob sie einem Yin oder Yang-Organ zugeordnet sind, verlaufen sie überwiegend über Körperteile, die entsprechende Eigenschaften haben.
Der Lungenmeridian des Pferdes beispielsweise entspringt in der Brust (vorne, als Yin) und verläuft dann über die Innenseite der Vordergliedmaße (Yin) bis zum Huf.

Der Blasenmeridian hingegen (ein Yang Meridian) läuft von Kopf über den Rücken (Yang), um dann an der Außenseite der Hintergliedmaße nach unten zu ziehen.

Ein Ungleichgewicht von Yin und Yang führt zu Problemen
Die meisten Krankheiten äußern sich durch ein klares Ungleichgewicht von Yin und Yang. So dominiert eine der beiden Kräften die Situation und löst dadurch ein bestimmtes Muster an Symptome aus. Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick über typische Yin und Yang Symptome
Yin dominiert | Yang dominiert |
---|---|
meist chronisches Geschehen | meist akute Krankheite |
Symptome entwickeln sich langsam | schneller Wechsel der Symptome |
Übergewicht | Gewichtsverlust |
Patient fühlt sich kühl an | Fieber, Hitze |
Degenerative Erkrankungen | Entzündungen |
Vermehrte Feuchte (Exsudation, Ausfluss) | Trockenheit (Schuppen, Rötungen, Juckreiz) |
Verhmerter klarer Urin | wenig konzentrierter Urin |
blasse Zunge, weißer Belag | dunkelrote Zunge, gelber Belag |
Bei der Beobachtung der Symptome ist es wichtig, dass der Therapeut darauf achtet, auf welche Weise sich die beiden Kräfte gegeneinander verschoben haben. Die Dominanz von Yin im Körper kann beispielsweise durch einen relativen Mangel an Yang oder einen relativen Überschuss an Yin hervorgerufen worden sein.
Diese Beobachtung spielt bei der Auswahl der Therapie eine wichtige Rolle. Denn bei einer Krankheit, die durch einen Mangel einer der beiden Kräfte hervorgerufen wurde, wird der Therapeut zu anderen Mitteln greifen, als durch eine, die durch einen Überschuss bedingt ist.

Lass uns kurz zwei Beispiele anschauen, bei denen Yang das Krankheitsgeschehen dominiert. Allerdings liegt in einem Fall ein Yang-Überschuss und im anderen Fall ein Yin-Mangel vor.
Yang Überschuss:
Ein Hund mit akuter Lahmheit wird vorgestellt. Offensichtlich ist ein bestimmtes Gelenk sehr schmerzhaft, etwas geschwollen und fühlt sich warm an. Bei Berührung schreit der Hund auf und wird aggressiv. Während der Untersuchung fällt außerdem auch auf, dass der Patient eine erhöhte Körpertemperatur hat.
Yin Mangel:
Der Patient baut seit längerer Zeit ab, lahmt und verliert Gewicht. Die Lahmheit wird nach vermehrter Bewegung schlimmer. Am liebsten liegt der Hund auf den kühlen Küchenfliesen. Er hechelt bei der Untersuchung viel, dabei fällt auf, dass sie Zunge dunkelrot ist.
In beiden Fällen liegt ganz klar eine Dominanz von Yang Symptomen vor. Allerdings leidet der erste Patient an einem akuten Yang-Überschuss, der sich vor allem durch extreme Schmerzen und übergießenden Symptomen zeigt. Während der zweite Patient eher mit Symptomen der Schwäche und des Mangels zu kämpfen hat.
Eine detaillierte Einordnung von Überschuss und Mangel findest Du hier.
Ausbalancieren von Yin und Yang
Da in der TCM eine Imbalance zwischen Yin und Yang als eine Hauptursache für Krankheit angesehen wird, zielt auch die Therapie auf den Ausgleich beider Kräfte ab.
Yin beim Hund stärken
Bei einem Yin Mangel Deines Hundes solltest Du das nährende und kühlende Yin stimulieren. Die folgenden Dinge können dabei helfen:
- Ernährung: kühlende Futtermittel laut TCM sind: Entenfleisch, Eier, Weizen, Brokkoli und Kürbis.
- Entspannung und Schlaf: Eine ausreichende Ruhe und Entspannung ist wichtig, um das Yin im Körper zu stärken. Hierzu gehört auch, dass der Hund ein bequemes Hundebett in einer angenehmen Umgebung vorfindet.
- Vermeidung von Überhitzung: Überhitzung und zu viel Sonnenlicht können das Yin im Körper schwächen. Es ist daher wichtig, den Hund vor übermäßiger Sonnenexposition zu schützen und auf übermäßige körperliche Anstrengung und übermäßige Hitzequellen zu vermeiden.
- Akupunktur: Einige Akupunkturpunkte können helfen, das Yin zu stimulieren. Hierzu zählen: MP 06 und KI 03.
Yang beim Hund stärken
- Ernährung: wärmende Futtermittel sind: Hühnerfleisch, Lammfleisch, Haferflocken, Süßkartoffel.
- Akupunktur: folgende Akupunkturpunkte stärken das Yang: LG 04, LG 14
- Wärme: Yang-Mangel bedeutet Mangel an Energie und Wärme, also solltest Du Deinen Hund warm halten und Kälteexposition vermeiden.
Zusammenfassung
Yin und Yang spielen in der TCM eine zentrale Rolle. Alles hat sowohl einen Yin- als auch einen Yang-Aspekt und nur durch ein Zusammenwirken beider Kräfte kann die Lebensenergie Qi entstehen. Eine Imbalance von Yin und Yang kann durch äußere pathogene Faktoren oder durch einen ungesunden Lebenswandel hervorgerufen werden und führt zu einer Schwächung des Organismus. Therapeutisch kann einer Imbalance beider Kräfte entgegengewirkt werden, allerdings sollte für eine nachhaltige Wirkung auch die Haltung und Fütterung angepasst werden.